(1) Emil Jurkowski, 1980er Jahre
(2) Getreideernte auf den Feldern der LPG Linum, 1970er Jahre
(3) Film-Jury in Hakenberg. Ganz rechts stehend Emil Jurkowski, ganz rechts sitzend Klaus Wewetzer (Abteilungsleiter Bezirkskabinett Amateurfilm Potsdam)
(4) Dreharbeiten zum Arbeitsschutzfilm »Ernst ernst«, 1983
Der Bauer Emil Jurkowski betrieb in den 1970er und 1980er Jahren das Amateurfilmstudio der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Linum in Brandenburg. Als leidenschaftlicher Fotograf und Hobbyfilmer gelang ihm das Kunststück, vom Traktoristen zum hauptberuflichen Chronisten seiner LPG und seines Dorfes zu werden. Nahezu im Alleingang baute er das Amateurfilmstudio LPG Linum (Afs Linum) auf und realisierte in dieser Zeit ca. 30 Filme.
Die meisten hatten betriebliche Themen zum Inhalt: Arbeitsschutz, landwirtschaftliche Maßnahmen und die Dokumentation des Arbeitsalltags. Darüber hinaus entstanden auch kurze Spielfilme, für die er alltägliche Erlebnisse und gesellschaftliche Zustände zum Ausgangspunkt nahm. Als Filmemacher entwickelte Emil Jurkowski dabei eine ganz eigene Handschrift. Jurkowski arbeitete oft mit Witz – mal satirisch überspitzt, mal komödiantisch – und immer mit ideenreicher Kameraführung. Viele seiner Filme gewannen nationale, einige internationale Amateurfilmpreise. 1990 wurde das Studio aufgelöst und die meisten seiner Filme gingen verloren.
Diese digitale Monografie stellt das Leben und Werk von Emil Jurkowski in den Mittelpunkt. Sie ist nicht nur eine Hommage an den Filmemacher und seine Filme, sondern auch eine Quelle sehenswerter Zeitdokumente des Alltags- und Arbeitslebens auf dem Land in Brandenburg und des Amateurfilms in der DDR.
Vielfältige Materialien zu Emil Jurkowski wie Drehbücher, Film-Logos, weitere Fotos und persönliche Aufzeichnungen präsentiert das Amateurfilmarchiv HAVELLAND PRIVAT im Museum Digital und der Deutschen Digitalen Bibliothek.
(5) Preisverleihung sowie Einladung vom Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR, 1988
(6) Jurkowskis Teilnehmerausweis vom UNICA-Filmfestival in Baku (Aserbaidschan), 1978
(7) Emil Jurkowski nimmt eine Auszeichnung entgegen. Links Klaus Wewetzer, Abteilungsleiter vom Bezirkskabinett Amateurfilm Potsdam
Der Amateurfilm ist, kurz gesagt, ein Film von leidenschaftlichen Laien, hergestellt ohne kommerzielle Absicht. Meist ist damit der Privatfilm oder der Heimfilm gemeint, dessen Sujet und Publikum sich ausschließlich auf das Private beziehen. Seine Tradition in Deutschland geht bis in die 1920er Jahre zurück. In der DDR nahm nach dem Krieg die Begeisterung fürs Filmen mit der Produktion einer eigenen 8-mm-Schmalfilmkamera (1951/1953) rasant an Fahrt auf.
Bereits 1950 hatte die DDR-Regierung begonnen, den Amateurfilm staatlich zu fördern. Dadurch ging dieses Genre hier ganz eigene Wege. Neben den Filmen von Einzelamateuren entstand ein Zwischenformat, das sich an ein öffentliches Publikum wandte.
Mit dem Bitterfelder Weg (»Greif zur Feder, Kumpel!«) hatte die SED-Regierung die Bewegung schreibender Arbeiter ins Leben gerufen. Für das Volkskunstschaffen der filmenden Arbeiter lautete die Devise »Greif zur Kamera, Kumpel!« Der DEFA-Filmregisseur Richard Groschopp leitete die Zeitschrift »Film für Alle«. Als Präsident des 1960 gegründeten Nationalen Zentrum Amateurfilm erwirkte er, dass dieser Dachverband 1963 Vollmitglied der internationalen Amateurfilmvereinigung UNICA wurde. Der Amateurfilm der DDR sollte nicht nur nach innen wirken, sondern auch nach außen glänzen.
Die Besonderheit des Amateurfilmschaffens in der DDR waren die Amateurfilmstudios. In ihnen waren semiprofessionell arbeitende Filmzirkel von Laien meist an große Betriebe angebunden und wurden von diesen finanziert. Die Amateurfilmstudios wurden von den Gewerkschaften unterstützt und unter dem Dach der Betriebe als Vertretungskörperschaften zugelassen. Die Ansiedlung innerhalb staatlicher Strukturen erfolgte von Kreis- und Bezirksebenen bis hin zur Zentralen Arbeitsgemeinschaft Amateurfilm. Auch die zahlreichen Wettbewerbe und Festivals waren zentralistisch organisiert.
Größe und Ausstattung der Amateurfilmstudios variierten. Eine Infrastruktur für die handwerkliche und filmkünstlerische Ausbildung stellten Kurse an den Filmwerkstätten dar, manche Amateurfilmer standen im regen Austausch mit der DEFA. Die offizielle Einteilung des Amateurfilms erfolgte in den Hauptkategorien Dokumentarfilm, Lehrfilm, Spielfilm und populärwissenschaftlicher Film. Als Untergenres galten Trickfilm, Etüde, Arbeitsschutzfilm, satirischer Film, Filmgedicht und Reportage. Vor allem die Themen Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge wurden gefördert.
Kulturpolitisch wurde in den Amateurfilmstudios, analog zu den volkseigenen Produktionsprozessen in den Betrieben, auf die Kollektivleistung abgezielt: Teamwork und Arbeitsteilung. Jedoch gab es auch Einzelschaffende wie Emil Jurkowski, die quasi im Alleingang und nur mit punktueller Mitarbeiter-Unterstützung arbeiteten.
In der Gesellschaft hatten die Amateurfilmstudios ihren festen Platz. Im DDR-Fernsehen wurden ab 1959 Fernsehreihen eingerichtet als Präsentations- und Ratgeber-Plattformen. Bis 1975 wurden hier, u.a. vom DEFA-Kameramann Werner Bergmann, regelmäßig Studios und ihre Filme vorgestellt.
Für das Land Brandenburg sind rund 20 Amateurfilmstudios bekannt, neben dem Afs Linum z.B. das Amateurfilmstudio Premnitz und Perleberg, das Amateurfilmcentrum Frankfurt/Oder und der Amateurfilmzirkel Senftenberg. Ihre Filme geben einen wertvollen Einblick in die Arbeits- und Lebenswelten und sind wertvolle Quellen des kulturellen und sozialen Geschehens der DDR-Gesellschaft.
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Der Bauer Emil Jurkowski betrieb in den 1970er und 1980er Jahren das Amateurfilmstudio der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Linum in Brandenburg. Als leidenschaftlicher Fotograf und Hobbyfilmer gelang ihm das Kunststück, vom Traktoristen zum hauptberuflichen Chronisten seiner LPG und seines Dorfes zu werden. Nahezu im Alleingang baute er das Amateurfilmstudio LPG Linum (Afs Linum) auf und realisierte in dieser Zeit ca. 30 Filme.
Die meisten hatten betriebliche Themen zum Inhalt: Arbeitsschutz, landwirtschaftliche Maßnahmen und die Dokumentation des Arbeitsalltags. Darüber hinaus entstanden auch kurze Spielfilme, für die er alltägliche Erlebnisse und gesellschaftliche Zustände zum Ausgangspunkt nahm. Als Filmemacher entwickelte Emil Jurkowski dabei eine ganz eigene Handschrift. Jurkowski arbeitete oft mit Witz – mal satirisch überspitzt, mal komödiantisch – und immer mit ideenreicher Kameraführung. Viele seiner Filme gewannen nationale, einige internationale Amateurfilmpreise. 1990 wurde das Studio aufgelöst und die meisten seiner Filme gingen verloren.
Diese digitale Monografie stellt das Leben und Werk von Emil Jurkowski in den Mittelpunkt. Sie ist nicht nur eine Hommage an den Filmemacher und seine Filme, sondern auch eine Quelle sehenswerter Zeitdokumente des Alltags- und Arbeitslebens auf dem Land in Brandenburg und des Amateurfilms in der DDR.
Vielfältige Materialien zu Emil Jurkowski wie Drehbücher, Film-Logos, weitere Fotos und persönliche Aufzeichnungen präsentiert das Amateurfilmarchiv HAVELLAND PRIVAT im Museum Digital und der Deutschen Digitalen Bibliothek.
(1) Der Amateurfilmer Emil Jurkowski, 1980er Jahre
(2) Getreideernte auf den Feldern der LPG Linum, 1970er Jahre
(3) Film-Jury in Hakenberg. Ganz rechts stehend Emil Jurkowski, ganz rechts sitzend Klaus Wewetzer (Abteilungsleiter Bezirkskabinett Amateurfilm Potsdam)
(4) Dreharbeiten zum Arbeitsschutzfilm »Ernst ernst«, 1983
Der Amateurfilm ist, kurz gesagt, ein Film von leidenschaftlichen Laien, hergestellt ohne kommerzielle Absicht. Meist ist damit der Privatfilm oder der Heimfilm gemeint, dessen Sujet und Publikum sich ausschließlich auf das Private beziehen. Seine Tradition in Deutschland geht bis in die 1920er Jahre zurück. In der DDR nahm nach dem Krieg die Begeisterung fürs Filmen mit der Produktion einer eigenen 8-mm-Schmalfilmkamera (1951/1953) rasant an Fahrt auf.
Bereits 1950 hatte die DDR-Regierung begonnen, den Amateurfilm staatlich zu fördern. Dadurch ging dieses Genre hier ganz eigene Wege. Neben den Filmen von Einzelamateuren entstand ein Zwischenformat, das sich an ein öffentliches Publikum wandte.
Mit dem Bitterfelder Weg (»Greif zur Feder, Kumpel!«) hatte die SED-Regierung die Bewegung schreibender Arbeiter ins Leben gerufen. Für das Volkskunstschaffen der filmenden Arbeiter lautete die Devise »Greif zur Kamera, Kumpel!« Der DEFA-Filmregisseur Richard Groschopp leitete die Zeitschrift »Film für Alle«. Als Präsident des 1960 gegründeten Nationalen Zentrum Amateurfilm erwirkte er, dass dieser Dachverband 1963 Vollmitglied der internationalen Amateurfilmvereinigung UNICA wurde. Der Amateurfilm der DDR sollte nicht nur nach innen wirken, sondern auch nach außen glänzen.
Die Besonderheit des Amateurfilmschaffens in der DDR waren die Amateurfilmstudios. In ihnen waren semiprofessionell arbeitende Filmzirkel von Laien meist an große Betriebe angebunden und wurden von diesen finanziert. Die Amateurfilmstudios wurden von den Gewerkschaften unterstützt und unter dem Dach der Betriebe als Vertretungskörperschaften zugelassen. Die Ansiedlung innerhalb staatlicher Strukturen erfolgte von Kreis- und Bezirksebenen bis hin zur Zentralen Arbeitsgemeinschaft Amateurfilm. Auch die zahlreichen Wettbewerbe und Festivals waren zentralistisch organisiert.
(5) Preisverleihung sowie Einladung vom Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR, 1988
(6) Jurkowskis Teilnehmerausweis vom UNICA-Filmfestival in Baku (Aserbaidschan), 1978
(7) Emil Jurkowski nimmt eine Auszeichnung entgegen. Links Klaus Wewetzer, Abteilungsleiter vom Bezirkskabinett Amateurfilm Potsdam
Größe und Ausstattung der Amateurfilmstudios variierten. Eine Infrastruktur für die handwerkliche und filmkünstlerische Ausbildung stellten Kurse an den Filmwerkstätten dar, manche Amateurfilmer standen im regen Austausch mit der DEFA. Die offizielle Einteilung des Amateurfilms erfolgte in den Hauptkategorien Dokumentarfilm, Lehrfilm, Spielfilm und populärwissenschaftlicher Film. Als Untergenres galten Trickfilm, Etüde, Arbeitsschutzfilm, satirischer Film, Filmgedicht und Reportage. Vor allem die Themen Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge wurden gefördert.
Kulturpolitisch wurde in den Amateurfilmstudios, analog zu den volkseigenen Produktionsprozessen in den Betrieben, auf die Kollektivleistung abgezielt: Teamwork und Arbeitsteilung. Jedoch gab es auch Einzelschaffende wie Emil Jurkowski, die quasi im Alleingang und nur mit punktueller Mitarbeiter-Unterstützung arbeiteten.
In der Gesellschaft hatten die Amateurfilmstudios ihren festen Platz. Im DDR-Fernsehen wurden ab 1959 Fernsehreihen eingerichtet als Präsentations- und Ratgeber-Plattformen. Bis 1975 wurden hier, u.a. vom DEFA-Kameramann Werner Bergmann, regelmäßig Studios und ihre Filme vorgestellt.
Für das Land Brandenburg sind rund 20 Amateurfilmstudios bekannt, neben dem Afs Linum z.B. das Amateurfilmstudio Premnitz und Perleberg, das Amateurfilmcentrum Frankfurt/Oder und der Amateurfilmzirkel Senftenberg. Ihre Filme geben einen wertvollen Einblick in die Arbeits- und Lebenswelten und sind wertvolle Quellen des kulturellen und sozialen Geschehens der DDR-Gesellschaft.
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© WerkFreunde Strodehne e.V., 2021
Die digitale Monografie »Emil Jurkowski - Der Bauer mit der Kamera« ist ein Projekt des Amateurfilmarchiv HAVELLAND PRIVAT.
Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg im Rahmen des Förderprogramms zur Digitalisierung des kulturellen Erbes.
Mit freundlicher Unterstützung der Rhinmilch GmbH Agrargesellschaft
Die digitale Monografie »Emil Jurkowski - Der Bauer mit der Kamera« ist ein Projekt des Amateurfilmarchiv HAVELLAND PRIVAT.
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